Menu

Sigi Grabner

close

HAGEL UND BLITZ

← Blog
mmmhhhh

Nur noch Essen und eine heisse Dusche!
Tag 3: Tafalla – Estella – Sta Cruz de Campezo – Miranda de Ebro – Poza de la Sal – Masa – Basconcillos del Tozo. 239km, 9h15min, 2.255 HM, Tagestemperatur 11° -33 °. Gesamtkilometer: 665

Heute liegt ein Wahnsinnstag hinter mir und ich bin hundemuede. Jetzt sitze ich in einem gottverlassenen Provinznest irgendwo in der Pampa nordwestlich von Burgos und schlinge einen Berg Arroz samt einem Riesenstueck gegrilltem Fleisch hinunter, esse eine Schuessel Salat und Obst dazu und trinke heissen Tee. Ein Unwetter mit Blitz und Hagel hat mich weich gespuelt und seit 55km suche ich einen Unterschlupf. Eine Strasse zum Verrecken. Das einzige Hotel weit und breit in Poza de la Sal – geschlossen! Die naechste Ortschaft besteht aus 4 Haeusern und einer Kirche. Zwei Haeuser davon sind verlassen, es ist eine Gegend zum Verrecken. Obwohl sie den Rioja hervorbringt. Aber endlich habe ich ein Dach ueber dem Kopf…

Blitz und Hagel und kein Ort weit und breit!

Seit 55km suche ich zwischen Miranda de Ebro und La Nuez de Arribo ein Hotel. Es gibt hier nichts, kein Dorf, keine Tankstelle, kein Gar nichts. Nur eine endlose Strasse, auf der LKWs fahren, veroedete Ortschaften mit verlassenen Haeusern. Und dann komme ich bei Masa auf eine Hochebene (1050m). Was sehe ich dort? Windraeder wohin man schaut. Mehr Windraeder als Baeume in der Steiermark. Wo Windraeder, da Wind! Natuerlich. Es ist zum Verzweifeln. Und dann wird es ploetzlich finster und ein Unwetter mit Hagel und Blitzen bricht los dass mir Hoeren und Sehen vergeht. Ich kann gerade noch meine Regenjacke und den Helmschutz ueberziehen, dann hagelt es herunter. Kein Dorf weit und breit, kein Hotel, kein Essen. Ich bin schon knapp dran, einfach einen LKW aufzuhalten und mich mitnehmen zu lassen, egal wohin. – Eine Frau an einer Tankstelle sagt mir dass es im naechsten Ort ein privates «Hostal» gibt. Nichts wie hin. Und jetzt bin ich hier in Basconcillos del Tozo gelandet, im einzigen «Etablissement» seit 55km. Es sind noch 35 km bis zur naechsten Stadt, aber ich bin zu fertig, ich bleibe.

Eins sei hier aber ganz offiziell verkuendet: die spanischen LKWfahrer sind ausnahmslos toll! Sie fahren ruecksichtsvoll, wenn sie einen Radfahrer sehen, sie draengen dich nicht ab, weichen dir weit aus und sind total freundlich. Das findest du sonst nirgends. Amigos para siempre!

Was noch? Heute frueh fuhr ich nach Estella auf ein gepflegtes Fruehstueck und kreuzte dort wieder den Jakobsweg – offiziell heisst er Camino de Santiago. Ich treffe dort auf scharenweise Santiago Pilger – kollektives Wandern – und muss fluechten. Von Estella bis Sta Cruze faehrt dann ein zweiter Radfahrer in meinem Windschatten mit, ein Franzose aus Mulhouse. Danach aber wird es einsam auf meinem Weg nach Westen, ausser Windraedern nichts, nur Unwetter, aufgelassene Ortschaften, schlechte Strasse und eine gottverlassene Gegend. Ein Adventure Tag, ich bin muede und habe Blasen am A***. Morgen werde ich mich ein bisschen erholen – vielleicht steige ich schon nach 180 km ab und bleibe in einem VierSterne Hotel 😉

Fazit heute:  
So einfach ist der Mensch gluecklich zu machen: Ein Essen und eine heisse Dusche und die Welt ist wieder in Ordnung. 
Foto gibts heute keines, es hat in diesem halbprivaten Hostal –  halleluja dass es ueberhaupt da ist – kein Netz. Nur eine laute Runde rauer Maenner und rauer Frauen, die Rioja trinken, Sonnenblumenkerne kauen und die Schalen auf den Boden spucken.